20.4.2023 | aktuelle Meldung

Jubiläumskongress in Würzburg: Themen, Tipps und Teamarbeit

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Den Tipp an den Verband: „Ihr müsst lauter werden!“, hat das Orga-Team um Hannelore König und die Referatsleitungen wörtlich genommen: Die Sambagruppe Edyllia aus Coburg begeisterte den Saal gleich zu Beginn der Jubiläumsveranstaltung minutenlang mit satten und mitreißenden Rhythmen. Wer bis dahin bereits drei je anderthalbstündige Seminare absolviert hatte, war spätestens nach den ersten Trommelschlägen munter.

Denn begonnen hatte der 27. Bundeskongress des Verbandes medizinischer Fachberufe e. V. im Congress Centrum in Würzburg bereits am Morgen des 14. April.

Die „Warm-Up“-Seminare am Freitag richteten sich vor allem an Auszubildende und Wiedereinsteiger*innen. Hier konnten MFA, TFA und ZFA ohne Druck Basics in der Assistenz von Diagnostik, Therapie, delegierbaren Leistungen und Abrechnung trainieren und in praktischen Übungen ihre Fertigkeiten vertiefen.

Nach Samba-Klängen, Grußworten, Begrüßungen und einem Blick in die Geschichte des Verbandes nahmen auf dem Podium hochkarätige Entscheidungsträger*innen aus Verbänden des Gesundheitswesens Platz: (im Foto unten v. l.): Professor Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, Daria Hunfeld, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Physician Assistants e. V., Professor Dr. Peter Heistermann, Vorsitzender des Deutschen Hochschulverbandes Physician Assistants, Dominik Kruchen, Präsident des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen, Hannelore König, vmf-Präsidentin, Dr. Anke Klas, Präsidentin des Verbandes ZahnÄrztinnen plus e. V., Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, Dr. Christian Deindl, Präsident des Bundesverbandes Ambulantes Operieren BAO e. V. und Dr. Dirk Remien, Präsident des Verbandes unabhängiger Tierkliniken.


Zum Thema der Diskussion „Keine Lust auf Fachkräftemangel – wenn Praxen schließen müssen…“ und die Frage, was dann passiert, wurden die Gäste schnell deutlich:

Prof. Benz bezeichnete diese Perspektive als „Katastrophe für unsere Patientinnen und Patienten, weil die präventive Zukunft ohne Teammitarbeiterin gar nicht funktioniert.“ Dr. Klaas ergänzte „In den Praxen gibt es dann nur Notfallbehandlungen.“ Dominik Kruchen verwies „auf das ganzheitliche Problem“, das gemeinsam angegangen werden müsste. In der Zahntechnik habe man gute Erfahrungen mit Studienabbrechern gemacht. Diesen Umweg sollte man ihnen aber besser ersparen und die Entscheidungsprozesse für die Berufswahl nach „vorne verlagern“.

Daria Hunfeld stellte die Notwendigkeit der Unterstützung der Ärzte durch qualifizierte Mitarbeitende heraus. Dazu gehörten auch Physician Assistants (PA).

Prof. Heistermann machte klar: Die Versorgung wird schlechter. Prävention wird zurückgehen. Er sagte aber auch: „Seit Jahrzehnten liegen nicht nur die Probleme auf dem Tisch, sondern auch die Lösungen: Respekt und Team. Respekt vor den Fähigkeiten und Kompetenzen anderer Gesundheitsberufe, auch wenn man sie noch nicht kennt. Und Team: Dass man erkennt, dass eine Praxis auch in einer anderen Besetzung als arztzentriert arbeiten kann, vielleicht mit digitaler Anbindung. Man kann da sehr flexibel sein, man muss sich aber in Bewegung setzen.“

Dr. Remien berichtete aus seiner Branche: „In der Tiermedizin ist es der Anfang vom Notdienstkollaps.“ Die durchschnittliche Tierarzt-TFA-Quote liege bei 0,8, in guten Einheiten bei 1,8. „Wir sind alle Privatbetriebe. Sie können anhand der Verteilung sehen, dass der Tierarzt mehr verdient, wenn er TFA als Unterstützung hat.“ Da mehr als die Hälfte der Auszubildenden einen Abiturabschluss habe und die Ausbildung zur Überbrückung bis zum Studium nutze, sei die Absprungquote sehr groß. Hier sieht er eine Art PA als Zwischen­ebene. Das sei keine Konkurrenz, sondern mache das Leben bunter – auch für MFA, TFA, ZFA.

„Das ist eine Frage des sozialen Zusammenhalts“, brachte Dr. Beier ein: „Gesundheit ist ein elementares Grundbedürfnis.“ Bezogen auf PA bevorzuge sein Verband die Akademisierung der VERAH.

Dass der Fachkräftemangel nur zeitverzögert bei Fachärzten ankommt, bemerkte Dr. Deindl. Aber überall, wo Praxen wegbrächen, ändere sich auch das gesamte gesellschaftliche Leben. „Da zieht keine junge Familie mehr hin“. Und noch einen Punkt sprach er an: „Man muss gut ausgebildetes Personal haben. Patientensicherheit ist dort, wo das Team gut funktioniert.“

Wenn qualifizierte Fachkräfte so wichtig sind, warum müssen viele MFA, TFA und ZFA ihre Weiterbildung selbst bezahlen?

Hier hatte der Hausärzteverband ein positives Beispiel: In Baden-Württemberg werden 300 akademisierte Ausbildungsplätze von der AOK unterstützt. Mit Unverständnis reagierte dagegen Prof. Benz auf die Frage: Man müsse als Chef oder Chefin blöd sein, wenn man die Fortbildung nicht finanziere. Eine Praxis, die wirklich Prävention mache und die den Teamgedanken pflege, könne nur so ticken. Alles andere sei ein Ort, wo man nicht länger weiterarbeiten sollte. Die Anmerkung von Dr. Remien, Mediziner hätten keine Personalführung gelernt, fand Zustimmung im Plenum. Er forderte Führungsseminare und mehr Flexibilität, zum Beispiel bei Arbeitszeitmodellen.

Ganz zufrieden mit der Arbeit der Innungen vor Ort zeigte sich Dominik Kruchen: „Bei der Fortbildungssituation haben wir die tradierte Meisterausbildung. Da ist auch Mitarbeiterführung dabei. “

Angesprochen auf die Abwanderung von Kolleginnen und Kollegen, appellierten Benz und Beier, Fortbildungen auch im „mittleren“ Alter zu nutzen. Und warum ergreifen die Arbeitgeber nicht selbst die Ini­tiative und bieten den Mitarbeiter*innen eine Fortbildung an? Die Idee von Hannelore König, ein Seminar unter dem Titel „Gute Bezahlung lohnt sich – Mutig das Gespräch mit der Mitarbeiterin suchen“ kam zumindest im Plenum gut an.

Der letzte Diskussionspunkt – was kann die Politik tun – schloss sich damit nahtlos an die voherige Debatte an: Als Teil der Daseinsfürsorge sollte sich der Staat an den Ausbildungskosten in Gesundheitsberufen beteiligen und Arbeit in Teilzeit in der Rente attraktiver machen. Mit Blick auf Investoren betriebene MVZ forderte Prof. Benz den Respekt vor gewachsenen Strukturen. Ebenso sollte die Politik aufhören, durch neue Parallelstrukturen die Fachkräfteprobleme zu potenzieren. Im ambulanten Bereich seien qualifikationsgesteuerte Strukturpauschalen notwendig, auch um Anreize für Fortbildungen zu schaffen. Und: Man sollte endlich Gesundheitsleistungen als etwas Produktives sehen und damit die Wertschätzung mit der Wertschöpfung verbinden.

Beim anschließenden Get-together in der Industrieausstellung blieb ausreichend Zeit, um alte Kontakte aufzufrischen, neue zu knüpfen und nach Discorhythmen zu tanzen.

Fortgesetzt wurde der Kongress am Samstag mit 35 Seminaren für MFA, TFA und ZFA sowie einer bunten Industrieausstellung, die für alle Teilnehmenden jede Menge Tipps, Themen und Teamarbeit sowie erstklassige Referentinnen und Referenten anboten.

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